Philosophie

  • Date created

    11.10.2021

  • Last updated

    01.12.2021

Das Fach Philosophie am Köln-Kolleg

Philosophie wird als Fach im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld angeboten und kann mündliches oder schriftliches Abiturfach sein. Es wird in Grund- und Leistungskursen unterrichtet, bei ausreichendem Interesse der Studierenden werden auch Projektkurse zu bestimmten philosophischen Themen angeboten.

Was ist Philosophie?

„Sobald wir anfangen zu philosophieren, führen selbst die alltäglichsten Dinge zu Fragen, die man nur sehr unvollständig beantworten kann. Die Philosophie kann uns zwar nicht mit Sicherheit sagen, wie die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen heißen, aber sie kann uns von der Tyrannei des Gewohnten befreien. Sie schlägt die etwas arrogante Gewissheit jener nieder, die sich niemals im Bereich des befreienden Zweifels aufgehalten haben, und sie hält unsere Fähigkeit erstaunlich wach, indem sie uns vertraute Dinge von uns nicht vertrauten Seiten zeigt“ (Bertrand Russel, 1872-1970)

In der Philosophie geht es weniger um Wissen, das man schwarz auf weiß nach Hause tragen kann, als vielmehr um das philosophische Staunen und Fragen. Im Philosophieunterricht stehen daher das gründliche Nachdenken und Selbst- Denken sowie der argumentative und begrifflich präzise Austausch im Unterrichtsgespräch im Mittelpunkt. Am Beginn stehen nicht philosophische Texte und Autoren, sondern Fragen und Probleme. Um mögliche Antworten auf diese philosophischen Fragen zu finden, werden dann klassische Antworten von Denkerinnen und Denkern aus den verschiedensten Epochen an Texten in ihrem Argumentationsgang erarbeitet, kontextualisiert und auf ihre Überzeugungskraft, Aktualität und Relevanz hin untersucht.

Was sind dies für Fragen und Probleme?

Man kann mit Immanuel Kant (1724-1804) die Philosophie in vier Hauptfragen aufteilen:

1. Was kann ich wissen ?

2. Was soll ich tun ?

3. Was darf ich hoffen ?

4. Was ist der Mensch ?

Zwar werden diese Fragen auch teilweise in anderen Fächern beantwortet, doch die Philosophie gibt sich mit den Ergebnissen nicht zufrieden und geht darüber hinaus. Etwas verständlicher wird das, wenn man sich die thematischen Schwerpunkte der Kurshalbjahre im Einzelnen genauer anschaut.

 

Einfühungsphase (1./2. Semester):

Einführung in die Philosophie:

Inhaltsfeld: Der Mensch als erkennendes und handelndes Wesen

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Eigenart philosophischen Fragens und Denkens (z.B. Sokrates‘ Aporie, Platons Höhlengleichnis und/oder Aristoteles‘ thaumazein)
  • Einführung in Grundpositionen der Erkenntnistheorie (Metaphysische Probleme als Herausforderung für die Vernunfterkenntnis): Gegenüberstellung rationalistischer und empiristischer Ansätze
  • Einführung in das Leib-Seele-Problem (Metaphysische Probleme als Herausforderung für die Vernunfterkenntnis): Gegenüberstellung monistischer und dualistischer Ansätze
  • Einführung in ethische Grundprobleme (Werte und Normen des Handelns im interkulturellen Kontext): Gegenüberstellung relativistischer und universalistischer Ansätze

Ein methodischer Schwerpunkt liegt auf der Erarbeitung von Texterschließungsmethoden und der sprachlich und begrifflich präzisen Darstellung und Einordnung (Vergleich, Beurteilung) von Argumentationsgängen.

 

Qualifikationsphase (3.-6. Semester)

Anthropologie:

Was macht den Menschen zum Menschen? Wie frei ist unser Wille? Was war zuerst da, der Mensch oder die Gesellschaft? Bin ich mein Körper?

Ethik (Moralphilosophie):

Welche Werte und Ziele sollten Menschen in ihrem Handeln verfolgen, um ein gutes und glückliches Leben zu leben? Wie werden diese Werte und Ziele begründet? Wo liegen die Grenzen des menschlichen Handelns? Welche Rolle spielen Freiheit und Verantwortung?

Staatsphilosophie:

Grundprobleme der Politik und Gesellschaft (Aufgabe des Staates, Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, Grundrechte, Staatsformen, Utopien, Gewalt, Gerechtigkeit).

Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie:

Grundlagen und Grenzen des menschlichen Erkennens (Was ist Wahrheit? Was ist Wirklichkeit? Gibt es sicheres Wissen? Wie funktioniert das Erkennen der Welt? Wie arbeitet die (Natur-)wissenschaft und (wie) kommt sie zu gesicherter Erkenntnis?).

In allen Halbjahren lassen sich auch Anknüpfungspunkte an nicht-obligatorische Teilgebiete finden: (z. B. Sprach-, Kunst-, Religions-, Naturphilosophie, Metaphysik oder Logik).

Schulinterner Lehrplan Philosophie: Thematische Festlegungen

Die folgende Zusammenstellung gibt eine kurze orientierende Übersicht über Unterrichtsvorhaben und thematische Schwerpunkte. Die im Unterricht eingeübten Sach- , Methoden- , Urteils- und Handlungskompetenzen sind im Kernlehrplan Philosophie für das Weiterbildungskolleg und im Schulinternen Lehrplan ausgewiesen, die Dauer und Reihenfolge der Unterrichtssequenzen sowie spezifische Schwerpunktsetzungen innerhalb der Unterrichtsvorhaben werden durch den unterrichtenden Fachlehrer festgesetzt.

 

Einführungsphase

1. Semester

Unterrichtsvorhaben 1:  Philosophie –  Was ist das eigentlich?

Einführung in philosophische Fragestellungen, Denkweisen und Disziplinen

Möglicher Autor:  Kant

Unterrichtsvorhaben 2:  Was kann ich wissen?

Metaphysische Probleme als Herausforderung für die Vernunfterkenntnis: Einführung in Grundpositionen der Erkenntnistheorie – Rationalistische und Empiristische Positionen im Vergleich

Mögliche Autoren: Naiver Realismus, Locke, Descartes

2. Semester

Unterrichtsvorhaben 3: Den Tod begreifen können?  – Die Grenzen menschlicher Vernunfterkenntnis

Einführung in das Leib/Seele Problem: Gegenüberstellung monistischer und dualistischer Ansätze

Mögliche Autoren: Descartes, De La Mettrie

Unterrichtsvorhaben 4: Eine Ethik für alle Kulturen? – Der Anspruch moralischer Normen auf interkulturelle Geltung

Einführung in ethische Grundprobleme: Gegenüberstellung relativistischer und universalistischer Ansätze

Mögliche Autoren: Patzig, Feyerabend, Spaemann

 

Qualifikationsphase: Grundkurs

3. Semester

Unterrichtsvorhaben 1: Soll ich mein Handeln am Kriterium der Nützlichkeit orientieren? – Utilitaristische Positionen der Ethik

Nützlichkeit als ethisches Prinzip

Mögliche Autoren: Bentham, Mill

Unterrichtsvorhaben 2: Wie kann das Leben gelingen? Eudämonistische Auffassungen eines guten Lebens

Grundsätze gelingenden Lebens

Mögliche Autoren: Epikur, Diogenes, Aristipp, Aristoteles

Unterrichtsvorhabgen 3: Soll ich mein Handeln am Kriterium der Pflicht orientieren?- Die deontologische Position in der Ethik

Pflicht als ethisches Prinzip, der Mensch als freies und selbstbestimmtes Wesen

Mögliche Autoren: Kant

Unterrichtsvorhaben 4: Gibt es Verantwortung des Menschen für die Natur?- Ethische Grundsätze im Anwendungskontext der Ökologie

Umweltethik, Verantwortung in Fragen angewandter Ethik, Der Mensch als Natur- und Kulturwesen

Mögliche Autoren: Jonas, Schweitzer

Unterrichtsvorhaben 5: Ist der Mensch ein freies Wesen? Das Problem der Willensfreiheit und die existentialistische Auffassung des Menschen

Willens- und Handlungsfreiheit, Freiheit und Determination

Mögliche Autoren: Roth, Sartre

4. Semester

Unterrichtsvorhaben 6:  Was macht den Menschen zum Menschen? – Auffassungen von Wesen des Menschen im Vergleich zum Tier

Natur und Kultur des Menschen

Mögliche Autoren: Gehlen, Scheler, Darwin

Unterrichtsvorhaben 7: Ist der Mensch mehr als Materie? – Das Leib-Seele-Problem im Licht der modernen Gehirnforschung

Dualistische und monistische Denkmodelle, Materialismus und Reduktionismus

Mögliche Autoren: Descartes, Roth, Nagel

Unterrichtsvorhaben 8: Welche Ordnung der Gemeinschaft ist gerecht? Ständestaat und Philosophenkönigtum als Staatsideal

Gemeinschaft als Prinzip von Staatsmodellen

Mögliche Autoren:  Platon, Aristoteles, Morus

Unterrichtsvorhaben 9: Wie lässt sich eine staatliche Ordnung vom Primat des Individuums aus rechtfertigen?- Kontraktualistische Staatstheorien im Vergleich

Legitimation von Herrschaft durch einen Gesellschaftsvertrag

Mögliche Autoren: Hobbes, Locke, Rousseau

Unterrichtsvorhaben 10: Lassen sich die Ansprüche des Einzelnen auf politische Mitwirkung und gerechte Teilhabe in einer staatlichen Ordnung realisieren? – Moderne Konzepte von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit auf dem Prüfstand

Demokratie, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit

Mögliche Autoren: Arendt, Habermas, Rawls, Schumpeter

5. Semester

Unterrichtsvorhaben 11: Was leisten sinnliche Wahrnehmung und Verstandestätigkeit für die wissenschaftliche Erkenntnis? – Rationalistische und Empiristische Modelle im Vergleich

Erkenntnis und Geltungsanspruch der Wissenschaften: Rationalismus und Empirismus

Mögliche Autoren: Locke, Hume, Platon, Descartes

Unterrichtsvorhaben 12: Wie gelangen die Wissenschaften zur Erkenntnis – Anspruch und Verfahrensweisen der neuzeitlichen Naturwissenschaften

Wissenschaftstheorie, Anspruch der Naturwissenschaften auf Objektivität

Mögliche Autoren: Popper, Kuhn, Hume

6. Semester

Unterrichtsvorhaben zu den Inhaltsfeldern: Geltungsansprüche der Wissenschaften, Zusammenleben in Gesellschaft und Staat, Werte und Normen des Handelns, Das Selbstverständnis des Menschen

Fortführung und Vertiefung, Übung und Wiederholung an ausgesuchten Schwerpunkten  der Unterrichtsvorhaben 1-12

 

Qualifikationsphase: Leistungskurs

3. Semester

Unterrichtsvorhaben 1: Soll ich mein Handeln am Kriterium der Nützlichkeit orientieren? – Utilitaristische Positionen der Ethik

Nützlichkeit als ethisches Prinzip

Mögliche Autoren: Bentham, Mill

Unterrichtsvorhaben 2: Wie kann das Leben gelingen? Eudämonistische Auffassungen eines guten Lebens

Grundsätze gelingenden Lebens

Mögliche Autoren: Epikur, Diogenes, Aristipp

Unterrichtsvorhabgen 3: Soll ich mein Handeln am Kriterium der Pflicht orientieren?- Die deontologische Position in der Ethik

Pflicht als ethisches Prinzip, der Mensch als freies und selbstbestimmtes Wesen

Mögliche Autoren: Kant

Unterschiedliche Grundlagen moralischer Orientierung: Gefühlsethik und Diskursethik

Mögliche Autoren: Schopenhauer, Hume, Habermas

Unterrichtsvorhaben 4: Gibt es Verantwortung des Menschen für die Natur?- Ethische Grundsätze im Anwendungskontexten: Fragen der Umwelt- und Medizinethik

Umweltethik, Verantwortung in Fragen angewandter Ethik, Der Mensch als Natur- und Kulturwesen

Mögliche Autoren: Jonas, Schweitzer, Spaemann, Merkel, Singer, Loew

Unterrichtsvorhaben 5: Ist der Mensch ein freies Wesen? Das Problem der Willensfreiheit und die existentialistische Auffassung des Menschen

Willens- und Handlungsfreiheit, Freiheit und Determination

Mögliche Autoren: Roth, Sartre, Bieri

4. Semester

Unterrichtsvorhaben 6:  Was macht den Menschen zum Menschen? – Auffassungen von Wesen des Menschen im Vergleich zum Tier

Natur und Kultur des Menschen

Mögliche Autoren: Gehlen, Scheler, Darwin, Löwith

Unterrichtsvorhaben 7: Welche Ordnung der Gemeinschaft ist gerecht? Ständestaat und Philosophenkönigtum als Staatsideal

Gemeinschaft als Prinzip von Staatsmodellen

Mögliche Autoren:  Platon, Aristoteles, Morus

Unterrichtsvorhaben 8: Wie lässt sich eine staatliche Ordnung vom Primat des Individuums aus rechtfertigen?- Kontraktualistische Staatstheorien im Vergleich

Legitimation von Herrschaft durch einen Gesellschaftsvertrag

Mögliche Autoren: Hobbes, Locke, Rousseau

Unterrichtsvorhaben 9: Lassen sich die Ansprüche des Einzelnen auf politische Mitwirkung und gerechte Teilhabe in einer staatlichen Ordnung realisieren? – Moderne Konzepte von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit auf dem Prüfstand

Demokratie, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit

Mögliche Autoren: Arendt, Habermas, Rawls

Unterrichtsvorhaben 10: Völkerbund?

Bedingungen einer dauerhaften Friedensordnung  in einer globalisierten Welt

Möglicher Autor: Kant

5. Semester

Unterrichtsvorhaben 11: Ist der Mensch mehr als Materie? – Das Leib-Seele-Problem im Licht der modernen Gehirnforschung

Dualistische und monistische Denkmodelle, Materialismus und Reduktionismus

Das Menschenbild der Neurowissenschaften und der Forschungen zur künstlichen Intelligenz

Mögliche Autoren: Descartes, Roth, de la Mettrie, Dörner, Searle, Nagel

Unterrichtsvorhaben 12: Was leisten sinnliche Wahrnehmung und Verstandestätigkeit für die wissenschaftliche Erkenntnis? – Rationalistische und Empiristische Modelle im Vergleich (auch im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit)

Erkenntnis und Geltungsanspruch der Wissenschaften: Rationalismus und Empirismus

Mögliche Autoren: Locke, Hume, Platon, Descartes, Kant

Unterrichtsvorhaben 13: Wie gelangen die Wissenschaften zur Erkenntnis – Anspruch und Verfahrensweisen der neuzeitlichen Naturwissenschaften

Wissenschaftstheorie, Anspruch der Naturwissenschaften auf Objektivität

Mögliche Autoren: Popper, Kuhn

Unterrichtsvorhaben 14: Hermeneutik- Inwieweit kann Verstehen die Grenzen des Subjektes transzendieren?

Modelle der Erkenntnis in den Geisteswissenschaften

Mögliche Autoren: Schleiermacher, Dilthey, Gadamer

6. Semester

Unterrichtsvorhaben zu den Inhaltsfeldern: Geltungsansprüche der Wissenschaften, Zusammenleben in Gesellschaft und Staat, Werte und Normen des Handelns, Das Selbstverständnis des Menschen

Fortführung und Vertiefung, Übung und Wiederholung an ausgesuchten Schwerpunkten  der Unterrichtsvorhaben 1-14